Heute verbreitete Vorstellungen bezüglich des Karate fußen nicht selten auf bekannter Karate-Literatur. Zu den berühmtesten Werken zählt fraglos die Biografie von Funakoshi Gichin 船越義珍 (1868–1957), die Deutsch als "Karate-Dō – Mein Weg" und englisch als "Karate-Dō: My Way of Life" herauskam.
Die englische Fassung erschien erstmals 1975. Auf dieser Fassung beruht die deutsche Ausgabe, die 1993 veröffentlicht worden ist. Bereits in der englischen Version finden sich verschiedene Ungereimtheiten, die auf mangelhafter Übersetzung, Falschübersetzung und/oder "Textglättung" beruhen. Diese Probleme wurden auch in die deutsche Version übernommen und in der Folge als "Wahrheiten" über Karate und die Person Funakoshis verbreitet.
An dieser Stelle möchte ich beispielhaft sechs dieser problematischen Stellen aufzeigen. Auf Grundlage des japanischen Originaltextes und weiterer japanischer Quellen bespreche ich sie dann kurz.
Beispiel 1: Verbot der Ausübung von Karate in Ryūkyū
Besonders verbreitet und offenbar beliebt ist die Vorstellung, dass Karate einst eine verbotene Kampfkunst gewesen sein soll. Auch in der englischen Fassung der Funakoshi-Autobiografie finden sich im Kapitel "Losing a Topknot" Spuren des vermeintlichen Verbots:
At that time the practice of karate was banned by the government, so sessions had to take place in secret and pupils were strictly forbidden by their teachers to discuss with anyone the fact that they were learning the art.
Dementsprechend heißt es in der deutschen Version im Kapitel "So verlor ich meinen Haarknoten":
In jener Zeit war die Ausübung des Karate durch die Regierung verboten, und die Treffen mußten deshalb geheimgehalten werden.
Hier nun meine Übersetzung der entsprechenden Stelle aus dem japanischen Original, die dann doch etwas anders klingt:
In jener Zeit konnte man Karate nicht in der Öffentlichkeit [Ōyake] lernen.
Aus dem japanischen Wort Ōyake (Öffentlichkeit) wurde in der englischen bzw. deutschen Fassung scheinbar "Regierung". Im Ausgangstext steht also nicht mehr und nicht weniger, als dass man Karate nicht öffentlich lernen "konnte" – von Verboten oder gar Verboten durch die Regierung ist also keine Rede. Realität ist dagegen, dass die königliche Regierung Ryūkyūs am Ende der Edo-Zeit (1603–1867) das Karate-Training förderte. Klar unterschieden werden müssen hierbei die Aspekte "geheimes Training" (Tatsache) und "Karate war verboten" (historischer Unsinn).
Beispiel 2: Karate ist eine Sportart?
Hin und wieder taucht in der englischen und in der deutschen Fassung der Begriff "Sport" auf. Natürlich verknüpft der Leser mit diesem Wort Gedanken wie olympische Sportarten, sportlichen Wettkampf usw. Ebenso scheint es die moderne Idee des Sport-Karate zu unterstützen. So finden wir den folgenden Satz im Kapitel "Chinese Hand to Empty Hand" des englischen Buchs:
What is most important is that karate, as a form of sport used in physical education, should be simple enough to be practiced without undue difficulty by everybody, young and old, boys and girls, men and women.
Daran angelehnt formuliert die deutsche Ausgabe im Kapitel "Von der »chinesischen« zur »leeren« Hand":
Am wichtigsten ist, daß Karate als sportliche Form körperlicher Ertüchtigung einfach genug sein sollte, um von jedem, ob jung oder alt, Junge oder Mädchen, Mann oder Frau, ausgeübt werden zu können.
Gehen wir schnell zu meiner Übersetzung des japanischen Originals über:
Selbstverständlich muss Karate als Leibeserziehung [Taiiku] eine für wen auch [immer], Alt und Jung, Mann und Frau, leicht machbare Angelegenheit sein.
Im Original wird der Begriff Taiiku, der "Leibeserziehung" bedeutet, verwendet. Aus ihm wurde dann irgendwie "Sport". Auch im Japanischen gibt es Äquivalente zum deutschen Wort "Sport". Bloß das meint Funakoshi auf gar keinen Fall. Er schreibt an der zitierten Stelle, dass "Karate als Leibeserziehung" von Jung und Alt, Mann und Frau "leicht" bzw. "ohne [größere] Umstände" durchgeführt werden können muss. Von "form of sport used in physical education" oder "sportlicher Form" redet Funakoshi keineswegs. Das sind Interpretationen der Übersetzer und/oder Herausgeber.
Funakoshi betrachtete Karate aus drei Blickwinkeln:
- Leibeserziehung (Taiiku 体育),
- Kunst des Selbstschutzes (Goshin-Jutsu 護身術) und
- geistige Übung (Seishin Shūyō 精神修養).
Der japanische Begriff für "Leibeserziehung", Taiiku, setzt sich aus den Schriftzeichen für "Körper" (Tai) und "großziehen", "erziehen" (Iku) zusammen. Er ist als Begriff bewusst gewählt worden und sollte nicht umgedeutet werden. Funakoshi erklärt den Begriff in früheren Werken so: alle fünf Teile des Körpers werden wohlproportioniert nach rechts und links, oben und unten bewegt. So wird der Körper trainiert. Er hebt außerdem hervor, dass eben diese Wohlproportioniertheit des Trainings eines Karateka ein Vorteil gegenüber Vertretern anderer Disziplinen, wie etwa dem Ruderer oder dem Springer, darstelle.
Er meint zusätzlich, dass die Entwicklung von Sehnen und Knochen eine besondere Stärke des Karate gegenüber den Bewegungen anderer Kriegskünste (Bugei) sei. Als Grund nennt er das Intensivieren der Kraft durch die Karate-Übung. Dann können theoretisch Männer, Frauen und Kinder gleichermaßen trainieren, ohne dass jemand unter- oder überfordert wird.
Als weiteren positiven Punkt, der aus der Leibeserziehung durch das Karate-Training resultiert, nennt Funakoshi die Gewährleistung eines gesunden, langen Lebens. Mehr noch, selbst im fortgeschrittenen Alter können sich Karate-Adepten mühelos mit mehreren Leuten messen. All das hat nicht wirklich etwas mit "sportlichem Wettkampf" u. ä. zu tun.
Neben der Verzerrung des Taiiku-Begriffs im Sinne Funakoshis hin zum Sport-Begriff gibt es in der englischen und deutschen Fassung auch Fälle, in denen das Wort "Sport" einfach als Füllwort eingesetzt wurde, ohne dass es einen inhaltlich gerechtfertigten Grund dafür gibt. U. a. geschah das gleich im Vorwort von Funakoshi.
Beispiel 3: Funakoshi kontaktierte Asato und Itosu lange nach ihrem Tod
Zusätzliche Worte sind nur eine Seite der Medaille; auf der anderen Seite treffen wir auch auf Auslassungen wie in folgenden Beispiel. Geht es nach den westlichsprachigen Fassungen von Funakoshis Biografie, dann könnte der Leser an einer Stelle den Eindruck gewinnen, der hochbetagte Funakoshi leide teilweise an geistiger Verwirrung. Denn im Kapitel "Difficult Days" heißt es, er, Funakoshi, habe 1922 einen Brief an seine beiden Karate-Lehrer, Itosu Ankō 糸洲安恒 (1831–1915) und Asato Ankō 安里安恒 (1828–1906), geschrieben. Zudem erhielt er sogar noch Antworten von den beiden Herrschaften – die eigentlich schon seit 1915 (Itosu) und 1906 (Asato) tot waren:
After a number of sessions, it suddenly dawned on me that if I wanted to see Karate-dō introduced to all the people of Japan, I was the man for the job, and Tōkyō was the place to start. So I wrote to Azato and Itosu telling them of my idea, and both masters replied with letters of encouragement, at the same time warning me that I would be in for a difficult time.
Gleiches steht in der deutschen Version im Kapitel "Schwere Zeiten":
Nach einer Reihe von Lehrstunden dämmerte es mir plötzlich: wenn ich wollte, daß alle Japaner Karate-Dō kennenlernen, so war ich der richtige Mann für diese Aufgabe und Tōkyō der richtige Ort, um damit zu beginnen. So schrieb ich an Azato und Itosu, um sie von meinen Plänen zu unterrichten, und beide Meister antworteten mir mit Briefen, in denen sie mich ermutigten und mich gleichzeitig vor den Schwierigkeiten warnten.
Wenn wir einen Blick in die neuste japanische Ausgabe dieses Buchs von 2004 werfen, finden wir an der entsprechenden Schlüsselstelle nicht mehr als:
Ich beratschlagte mich mit den Älteren [Senpai] aus der Heimat.
Senpai bezieht sich nicht auf Funakoshis "Lehrer" und die Namen Asato und Itosu fallen gar nicht. In der japanischen Sprache steht Senpai für Leute, die ein wenig älter sind als man selbst, für etwas wie ältere "Mitschüler" oder "Kollegen". D. h. er beriet sich mit Leuten, die er aus seinem Umfeld in Okinawa kannte und die "etwas älter/erfahrener" waren als er selbst, mit Sicherheit jedoch nicht mit Asato Ankō oder Itosu Ankō.
Zum Vergleich kann eine andere Biografie herangezogen werden, die ein direkter Schüler von Funakoshi verfasste. Auch darin wird erwähnt, dass Funakoshi damals "eine Nachricht in die Heimat" schickte. Diese war jedoch ebenso wenig an Asato und Itosu adressiert. Konno Bin 今野敏 (geb. 1955), ein japanischer Schriftsteller, schrieb 2005 einen Roman über Funakoshi. Ihm war ebenso wichtig, dass sich sein Romanheld 1922 brieflich von Tōkyō aus in der Heimat meldete. Konno nennt als Briefempfänger Funakoshi Gichins "Faustfreunde" (d. h. seine Karate-Freunde) und seine Familie.
Kehren wir zu Funakoshis eigenem Text zurück und lesen in der Originalausgabe von 1956 nach. Vor dem oben angeführten Satz befinden sich darin überraschenderweise noch zwei weitere kurze Absätze. Sie enthalten tatsächlich die Aussage, dass Funakoshi einen Brief an Asato und Itosu schrieb. Ich übersetze sie so:
Indem ich mich dann schließlich entschloss, schrieb ich einen Brief an meine verehrten Lehrer aus der Heimat, die beiden Meister Asato und Itosu.
Deren Antwort kam bald. In den Briefen waren schon solche [Bemerkungen] angesammelt: "Gut! Mache es nach Belieben! Es wird wohl qualvoll, aber wenn Du entscheidest, 'Ich mache es', geht es nicht, mitten auf dem Weg nachzugeben!"
Wenn ein interessierter Karate-Anhänger also nur die englische bzw. deutsche Übersetzung sowie die jüngere japanische Ausgabe der Biografie kennt, dann kommt er unweigerlich zu der Schlussfolgerung, dass diese Textstelle sehr frei interpretiert und auch noch durch falsche Informationen ergänzt wurde. Nur der Blick in die ersten Auflagen von 1956 und 1976 enthüllt, dass die Herausgeber der jüngeren japanischen Ausgabe zwei Sätze aus Funakoshis Text entfernten!
Doch das ist nicht alles. Denn sowohl in der englischen als auch in der deutschen Fassung fehlt die folgende Aussage, dass er sich mit Älteren (Senpai) aus der Heimat beratschlagte. Sie wurde in den Übersetzungen weggelassen.
Beispiel 4: Funakoshi als Antialkoholiker
Mit der Kampfkunst Karate werden manchmal bestimmte Werte oder sogar Lebensweisen verknüpft. Karate-Pioniere dienen dann ganz folgerichtig als diesbezügliche Vorbilder. Aus Funakoshis Biografie scheint hervorzugehen, dass seine Lebensweise die eines Antialkoholikers war. Im Kapitel "Difficult Days" der englischen Fassung lesen wir nämlich diese Aussage:
Although I do not drink alcohol, my complexion is quite ruddy, and as my skin is also extremely smooth, I could understand how, in this little boy’s mind, I looked like a melon that becomes bright orange when ripe.
Treu folgt dem auch der deutsche Text unter der Überschrift "Schwere Zeiten":
Obwohl ich keinen Alkohol trinke, ist meine Gesichtsfarbe ziemlich gerötet, und da meine Haut extrem glatt ist, konnte ich verstehen, daß ich für diesen kleinen Jungen wie ein Kürbis ausgesehen hatte, der grell orange wird, wenn er reif ist.
Diese Textstelle gehört zu einer Anekdote, in der Funakoshi zunächst von Kindern laut verspottet und mehrfach als "Schlangenhaargurke" ("Schlangenkürbis") bezeichnet wird. Funakoshi kann sich nicht erklären, wie der Vergleich mit einer Schlangenhaargurke zustande kommen konnte. Erst als er "später" in den Spiegel sah, erkannte er, welche Ursache dieser Schimpfname hatte. In diesem Zusammenhang liefert er als Begründung diese Sätze:
Ich trinke [jetzt gerade] keinen Sake, habe aber auch heute [noch] ein rotes Gesicht, das meinem Alter nicht ähnelt. Da es damals gleich war und auch der Glanz [meines Gesichts] gut war, ist das der Grund, dass ich wirklich eine prächtige Schlangenhaargurke war.
Der erste Satz bezieht sich auf eine gerade stattfindende, gegenwärtige Situation. Dabei stellt Funakoshi fest, dass er in dem Augenblick ein rotes Gesicht hat, obwohl er in dem Augenblick keinen Alkohol trinkt. Im folgenden Satz vergleicht er diese Situation mit seinem damaligen Zustand und stellt fest, dass es damals ebenso war. D. h. auch damals hatte er keinen Alkohol getrunken, trotzdem aber ein rotes und zudem noch glänzenderes Gesicht.
An anderer Stelle schreibt Funakoshi deutlich über seinen Alkoholkonsum. In seinen "Geschichten zum Karate" erzählt er beispielsweise, dass er den Entwurf für sein erstes Karate-Buch nach einer Feier im angesäuselten Zustand fertigstellte. Schließlich befragte ich auch Zeitzeugen, die Funakoshi persönlich kannten. Auch aus ihren Aussagen geht hervor, dass er durchaus Alkohol trank.
Beispiel 5: Im Karate gab es kein Kumite?
Dann und wann weisen heutige Fachleute darauf hin, dass Funakoshi selbst kein Kumite kannte bzw. dass Karate "früher" nur aus Kata bestand. Bestätigung für diese Auffassung könnte eine Stelle im Kapitel "Difficult Days" der englischen Ausgabe liefern. Darin erklärt Funakoshi, dass er für seine im Frühling 1922 stattgefundene Karate-Präsentation in Tōkyō Hängerollen mit Illustrationen anfertigte:
What I did, accordingly, was to take photographs of the various stances, kata, movements of the hands and feet, and to arrange the photographs on three long scrolls.
Ähnliches lesen wir am Anfang von "Schwere Zeiten" im deutschen Buch:
Was ich also tat, war, Photographien von verschiedenen Stellungen, Kata und Arm- und Fußbewegungen zu machen und diese auf drei langen Schriftrollen zu arrangieren.
Nun, so lautet meine Übersetzung der ursprünglichen japanischen Passage :
Daher war das verschiedenerlei durchdachte Ergebnis, Fotos von den Verwendungsweisen der Hände und Füße und auch von den Kata, Kumite und dergleichen des Karate aufzunehmen, diese zu ordnen und zu zwei Bilderrollen zu machen und mitzunehmen.
Deutlich können wir im Ausgangstext das Wort "Kumite" lesen. Englische und deutsche Leser finden es dagegen nicht vor und dürften deshalb davon ausgehen, dass Funakoshi keine Kumite-Fotos schoss. Dafür war der Übersetzer oder der Herausgeber frei genug "Stellungen" (Stances) hinzuzufügen und aus zwei Rollen drei werden zu lassen.
Kumite gehörte laut diesem Text also ganz klar zum Karate von Funakoshi. Ausführlich beschäftige ich mich mit seinem Kumite in meinem "Band II", weswegen wir uns hier weitere Ausführungen dazu sparen wollen.
Beispiel 6: Karate-Dō ist Eins?
Wie ein bedeutendes und tiefgründiges Motto liest sich die Überschrift eines Kapitels der englischen Version:
Karate-dō Is One
Analog lautet sie in der deutschen Ausgabe:
Karate-dô ist Eins
Wie sieht das japanische Original dieses "Leitsatzes" aus? Nun, die Überschrift des entsprechenden Kapitels ist in der japanischen Fassung kaum wiederzuerkennen. Sie lautet schlicht:
Die Schulrichtungen des Karate [Karate no Ryūha 空手の流派]
Noch wörtlicher übersetzt meint sie „Die Strömungen und Zweige des Karate“. Dieses Kapitel findet sich einschließlich dieser Überschrift in allen zuvor von Funakoshi veröffentlichten Büchern. Der inhaltliche Kern ist dabei stets derselbe geblieben. Funakoshi verwendet den Satz bzw. die Aussage, dass Karate eins sei, also nicht als Überschrift! Er wurde von einem kreativen Übersetzer oder Herausgeber eingefügt.
Schon in seinen ersten Werken thematisiert er die "Schulrichtungen des Karate", unter denen er von Anfang an das Konzept von Shōrei-Ryū und Shōrin-Ryū versteht. Dabei wiederum handelt es sich nicht um Schulrichtungen bzw. Traditionen (Ryūha) wie sie auf den japanischen Hauptinseln in der Kampfkunstwelt bekannt waren. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden "Shōrei" und "Shōrin" als zwei grobe Kategorien zum Einteilen von Schülertypen (klein und leicht einerseits, groß und schwer andererseits) verwendet. Genau dieses Konzept beschreibt Funakoshi stets unter der Überschrift "Schulrichtungen des Karate". Und er betont, dass seiner Meinung nach ein Karate-Schüler idealerweise Stoff aus beiden Kategorien lernen soll, um ein ausgewogener Karate-Anhänger zu werden. Praktisch sah das bei ihm so aus, dass er seinen Schülern sowohl die Heian- als auch die Tekki-Serie als Kihon-Gata lehrte.
In seiner Biografie kommt am Ende dieses Abschnitts noch die Beobachtung hinzu, dass neuerdings viele verschiedene Bezeichnungen für Strömungen und Zweige geschaffen würden. Und er äußert die Ansicht, dass es adäquater für eine zukünftige Entwicklung sei, in solchen Fällen einfach von „Karate-Dō“ zu sprechen. Aber auch hier schreibt er nichts von "Vereinheitlichung" oder davon, dass Karate-Dō eins sei.
Manchmal waren es also nur Kleinigkeiten, die mangelhaft oder falsch übersetzt zu heute weitverbreiteten Irrtümern und falschen Vorstellungen führten. In anderen Fällen sind grobe Übersetzungsfehler die Ursache dafür. Für zusätzliche Verwirrung sorgen japanische Herausgeber, die Funakoshis Originaltext kommentarlos kürzten und änderten. Ich selbst las als Jugendlicher zum ersten Mal Funakoshis deutsche Biografie. Natürlich beeinflusste sie daraufhin mein Karate-Verständnis und meine Erwartungshaltung gegenüber Karate. Ich bin überzeugt davon, dass mir eine korrekte Übersetzung einige Irrwege und Sackgassen auf "meinem Weg" des Karate erspart hätte.
Bibliografie
G. Funakoshi: Karate-Dō Ichiro (Karate-Dō – Ein Weg), Tōkyō 1956
G. Funakoshi: Karate-Dō Ichiro (Karate-Dō – Ein Weg), Tōkyō 1976
G. Funakoshi: Karate-Dō Ichiro (Karate-Dō – Ein Weg), Ginowan 2004
G. Funakoshi: Karate-Dō Kyōhan (Die Lehrnorm des Karate-Dō), Tōkyō 1935
G. Funakoshi: Karate-Dō – Mein Weg, Heidelberg-Leimen 1993
G. Funakoshi: Karate-Dō: My Way of Life, Tōkyō 1981
G. Funakoshi: Karate no Hanashi (Geschichten zum Karate), Tōkyō 1935
G. Funakoshi: Ryūkyū Kenpō. Karate (Ryūkyūs Faustmethode: Die chinesische Hand) (kommentierte Neuauflage), Ginowan 1994
B. Konno: Gichin no Ken (Die Faust Gichins), Tōkyō 2005
H. Wittwer: Funakoshi Gichin & Funakoshi Yoshitaka: Zwei Karate-Meister, Berlin 2016
H. Wittwer: Untersuchungen zu Funakoshi Gichins Einführung in das Karate, Niesky 2020
Henning Wittwer